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Interview mit Frau Ministerin Judith Gerlach

Chancen und Perspektiven für junge Menschen in einer Ausbildung im Gesundheitswesen in Bayern


03.07.2024

Bildnachweis: Anne Hufnagl / StMD

Wie möchten Sie junge Menschen ermutigen, eine Ausbildung im Gesundheitswesen zu beginnen? Welche Perspektiven und Chancen sehen Sie für angehende Auszubildende in diesem Bereich?

Judith Gerlach: Das Gesundheitswesen bietet zahlreiche berufliche Möglichkeiten und auch Weiterbildungsmöglichkeiten sowie Karrierechancen. In diesen Berufen kann man anderen Menschen helfen und damit einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten.

Wenn man die Schule beendet, kann man ja noch nicht wirklich eine Vorstellung vom Berufsleben haben. Wie entscheidet man sich für den richtigen Beruf?

Judith Gerlach: Jeder muss für sich entscheiden, worin die persönlichen Interessen liegen und an welchem Beruf man Gefallen finden könnte. Nur dann wird man auch lange gerne den Beruf ausüben. Verschiedene Praktika können dabei helfen, einen ersten Eindruck zu bekommen, ob der Beruf wirklich das beinhaltet, was man sich darunter vorstellt. Mein Ministerium bemüht sich um eine verstärkte freiwillige Bewerbung des Pflegeberufs im Rahmen der bereits erfolgenden berufsgruppenübergreifenden Initiativen zur beruflichen Orientierung.

Welche Unterstützungsmaßnahmen und Förderungen stehen in Aussicht, um den Übergang von der Schule in die Ausbildung zu erleichtern?

Judith Gerlach: Bayern setzt sich seit Jahren zusammen mit den Partnern aus der Wirtschaft und der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit im Rahmen der Allianz für starke Berufsbildung für eine Stärkung der dualen Ausbildung ein. Um möglichst viele Jugendliche in eine Ausbildung zu bringen, legt die Allianz vor allem einen Schwerpunkt auf den Übergang von der Schule in die Ausbildung.

Beispielsweise betreibt Bayern zur Berufsorientierung die Internetplattform BOBY.bayern.de (BerufsOrientierungBaYern). BOBY bietet für Schülerinnen und Schüler einen flächendeckenden und aktuellen Überblick über Aktivitäten zur Berufsorientierung. Daneben organisiert das Bayerische Arbeitsministerium alle drei Jahre in Nürnberg die BERUFSBILDUNG – eine Berufsorientierungsmesse für Schülerinnen und Schüler zum Anfassen und Ausprobieren unterschiedlicher Berufe.

Darüber hinaus können Auszubildende unterschiedliche Förderungen (zum Beispiel Ausbildungsförderung, Schüler-BAföG) und Hilfen beantragen. Daneben gibt es weitere Vergünstigungen wie beispielsweise die Befreiung von der Rundfunkgebühr. Informationen dazu haben die Jobcenter oder das Amt für Ausbildungsförderung vor Ort.

Wenn ich mich für eine Ausbildung im Gesundheitswesen entscheide, welche Perspektiven habe ich dann in meiner Region?

Judith Gerlach: Wir haben einen großen Bedarf an Nachwuchskräften im Gesundheitswesen. Daher bietet dieser Bereich gute Möglichkeiten, seine Ausbildung in Wohnortnähe machen zu können – und auch nach der Ausbildung vor Ort bleiben zu können, wer das möchte. Für diejenigen, die es nach dem Abschluss in die weite Welt zieht: Fachkräfte sind überall gefragt. Der generalistische Pflegeabschluss zum Beispiel ist EU-weit anerkannt.

Wie begegnet das Ministerium den Herausforderungen im Bereich der Fachkräftesicherung und welche konkreten Schritte werden unternommen, um den Mangel an qualifiziertem Personal zu beheben?

Judith Gerlach: Um dem Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich entgegen zu wirken, setzt sich das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) schon länger für eine Steigerung der Attraktivität der Ausbildungen in den Gesundheitsfachberufen ein, um mehr junge Menschen für die Therapieberufe zu gewinnen. Die einschlägigen Berufsgesetze und Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen in den Gesundheitsfachberufen wurden und werden daher grundlegend überarbeitet. Das StMGP begleitet zudem die Reformen auf Bundesebene. Im Jahr 2019 wurde die Ausbildung der Medizinischen Technologen sowie die Hebammenausbildung reformiert und im Jahr 2020 die Ausbildung in der Pflege. Die Einführung der generalistischen Pflegeausbildung hat dazu beigetragen, die Ausbildung von Pflegekräften attraktiver zu machen und zugleich das Berufsbild der Profession Pflege zukunftsgerechter zu gestalten. Gute Arbeitsbedingungen sind Voraussetzung dafür, dass die tägliche Arbeit in diesen Berufen attraktiv ist und bleibt. Bayern hat dazu den Bund aufgefordert, zum Beispiel das Einkommen von Pflegekräften zu verbessern, indem weitere Gehaltsbestandteile steuerfrei gestellt werden. Außerdem müssen Pflegekräfte dringend von bürokratischen Tätigkeiten entlastet werden, um mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten und Pflegebedürftigen zu haben. Wir setzen zudem auf Springerkonzepte und fördern Modellprojekte. Springerkonzepte sind ein wichtiger Baustein für verlässliche Arbeitszeiten und Vermeidung von Leiharbeit. Der Zuzug von Pflegekräften aus dem EU-Ausland sowie aus Drittstaaten hat erfreulicherweise in den letzten Jahren deutlich zugenommen und trägt bereits jetzt signifikant zur Deckung des stetig steigenden Personalbedarfs bei. Klar ist: Wer uns in Bayern in der Pflege unterstützt, soll nicht mit langwierigen und bürokratischen Prozessen kämpfen, sondern möglichst schnell den Menschen helfen können, die auf pflegerische Unterstützung angewiesen sind. Für den Bereich der Pflegefachkräfte hat die Bayerische Staatsregierung deshalb im Februar 2023 die sogenannte „Fast Lane“ für ausländische Pflegefachkräfte beschlossen und zum 1. Juli 2023 gestartet. Die „Fast Lane“ sorgt für zentrale, digitale und v. a. schnelle aufenthaltsrechtliche und anerkennungsrechtliche Verfahren in Bayern.

Wo bekommen Interessierte Informationen zu den Berufen und den Karrieremöglichkeiten?

Judith Gerlach: Man kann sich zum Beispiel auf unserer Homepage über die Gesundheitsberufe informieren oder auf unseren Social-Media-Kanälen unter dem Motto „gesundheit. therapie. bayern.“. Auch unsere Kampagne „NEUE PFLEGE. Eine Ausbildung. Mehr Möglichkeiten." bietet zahlreiche Informationen speziell über den Pflegeberuf. Über Deutschland verteilt berät zudem das Beratungsteam Pflegeausbildung Menschen, die sich für eine Ausbildung bzw. ein Studium in der Pflege interessieren. Darüber hinaus werden in diesem Magazin Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten aufgezeigt.

Welche Tipps und Ratschläge haben Sie für angehende Auszubildende im Gesundheitswesen, um erfolgreich durch ihre Ausbildung zu kommen und eine erfüllende Karriere zu starten?

Judith Gerlach: Auf jeden Fall sollte man am Ball bleiben, auch wenn es sicher – wie in jeder Ausbildung – den ein oder anderen Moment geben wird, in dem man zweifelt. Gemeinsam mit anderen ist es immer einfacher, etwas gut zu meistern. Deshalb sollte man sich ein Umfeld schaffen, in dem man gerne arbeitet, sich austauschen und gemeinsam lernen kann.

Welche Botschaft möchten Sie an junge Menschen senden, die darüber nachdenken, eine Ausbildung im Gesundheitswesen zu beginnen?

Judith Gerlach: Trauen Sie sich, den Schritt zu gehen! Sie werden ein Arbeitsumfeld finden, in dem tolle Menschen arbeiten, die für ihren Beruf brennen. Und Sie werden auf Menschen treffen, die dankbar sind, dass Sie ihnen mit Ihrer Fachexpertise zur Seite stehen.

Weblink: Ministerium

Ansprechpartner vor Ort:

Marc Eisbach

Tel.0151 - 61 35 76 42
Mail:goodnews@mediaprint.info

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