Bürgerinformationsbroschüre Gemeinde Diespeck

11 Bei Wanderungen auf den Diespecker Birken- berg, den Dettendorfer Berg, der Stübacher Steige, der Hirschgasse oder entlang der Teu- felsklinge nach Sachsen sieht man oft viele nebeneinanderliegende Gräben oder Rinnen im Wald. Es ist heute schwer vorstellbar, dass es sich bei diesen Gräben um sehr alte Wege han- delt, die teilweise schon vor über 2.000 Jahren mit Fuhrwerken befahren wurden. Doch so ist es. Bei wichtigen Wegekreuzungen oder Furten, bei denen es genügend Quellwasser gab, entstan- den dann die ersten Ansiedlungen. In Diespeck kreuzten sich gleich mehrere Wegtrassen, die vonWürzburg,NürnbergundBambergkommend die drei Diespecker Aischfurten überquerten. Die vom Main zur Donau führende Hochstraßent- rasse verlief über das „Lange Feld“, das heutige Langenfeld, auf die Anhöhe des Stübacher Ber- ges und Birkenberges weiter nach Diespeck. Auf der Hochstraßentrasse findet man noch zahlrei- che Fahrrinnen und eine Waldschmiede. Von der Hochstraße aus führten Abfahrten oder Stei- gen zu den Furten nach Hambühl, Stübach, Ehe, Diespeck und Riedfeld. Die vom Main zur Donau verlaufende Altstraße oder Heerstraße wurde bereits im Jahre 839 n. Chr. niedergeschrieben und ist damit dokumentiert. Auf diesen Altstraßen wurden Handelswaren wie Salz, Zink, Bronze, Wein, Gewürze, Töpfer- waren und Schmucksachen transportiert. Die Straßen selbst waren matschige und holprige Erdwege, die überwiegend auf den Hochebenen verliefen. Dort waren sie leichter befahrbar als in den Talsenken. Die Fahrrinnen waren unbe- festigt und wurden durch den Wald geschlagen. Besonders bei Abfahrten oder Steigungenwurde die gelockerte Erde der Fahrbahnen innerhalb weniger Jahre vom Regen ausgespült. Die Fahr- bahnen wurden dadurch so tief und eng, dass sie nicht mehr durchfahren werden konnten. Des- halb wurden mit den Jahren, neben den alten Fahrrinnen, einfach neue angelegt. So entstan- den an stark befahrenen Steigungen breite Straßenfelder, die aus zahlreichen Fahrrinnen bestehen konnten. Gehen Sie einmal neugierig und mit diesem Wissen durch die Lande. Viel- leicht fallen Ihnen solche „Fahrbahnen“ in der Flur auf. Die Überquerung eines Flusslaufes oder eines sumpfigen Geländes, wie etwa der Diespe- cker „Hanaha“ (einem Teilstück des Aischflus- ses), stellte bei schlechtem Wetter jedenfalls eine besondere Gefahr dar. Bei starken Regen- fällen oder bei der Schneeschmelze bildeten sich entlang der Aisch nämlich beeindruckende Hochwasserflächen, die im keltischen und ger- manischen Glauben von einer Gottheit gesteuert wurden. Gefährliche Wegstrecken, wie die Stei- gungen am Birkenberg, Stübacher Berg, an der Struth, der Teufelsklinge oder am Martersberg, konnten so zu tödlichen Unfällen führen. Außer- dem wurden die Handelszüge oftmals überfal- len und ausgeraubt. Entlang der Altstraße fand man in der Vergangenheit viele Grabstellen, die diesen Sachverhalt bestätigen. Spannend außerdem: Am Wegrand der Altstra- ßen opferten keltische und germanische Fuhr- leute auf Steinaltären vielfach Früchte, Beeren oder Tiere, um wichtige Naturgottheiten milde zu stimmen. Auf einem solchen Hain wurde letztendlich die Diespecker Kirche errichtet. Zeitsprung. Im Zuge der fränkischen Machter- greifung, im 7. und 8. Jh., wurden Ländereien vielfach in Gaue und Gutshöfe aufgeteilt. Dies veränderte aber auch die Wegeführungen durch die Flure. Neue Wege führten nun nicht mehr auf breiten Fahrbahntrassen über den Berg oder durch die Äcker, sondern verliefen vielmehr ent- lang der neu entstandenen Feldgrenzen. Zudem waren die auf diese Weise angelegten Straßen deutlich besser befestigt und konnten so auch bei schlechtem Wetter von schwer beladenen Fuhrwerken befahren werden. Die besagte Einteilung der Ländereien in Gaue und Gutshöfe, nebst neuer Wege, lässt sich auch in Diespeck nachvollziehen. Das heute mitun- ter als „Schäfer-Areal“ (wegen der alten Wirt- schaft der Familie Schäfer) bezeichnete Quartier in der Bamberger Straße war ein eben solcher Gutshof. Die Besitzer solcher Gutshöfe waren auch für die Instandhaltung oder Rodung der Straßen zuständig. Für den vom Kloster Laim- bach kommenden Weg besaß Diespeck überdies ein Wegerecht. Für die Benutzung des Weges musste beim Schlagbaum Ehebruck, bei der Bruckenmühle, Maut bezahlt. Ferner wurde der sog. „Dietweg“ über die heutige Aisch mit Holz- stämmen befestigt. Dieser mit Holzknüppeln ausgebaute Weg ist heute letztlich namens- gebend für die Gemeinde Diespeck. So wurde über die Jahrhunderte aus den Flurnamen „Diet“, „Ebaha“ oder „Especke“ der Ortsname Diespeck. Heimatforscher Helmut Roch, Untersachsen Spannende Ortsgeschichte: Altwege und Hochstraßen rund um Diespeck Hohlweg Stübach – Gutenstetten Die Aisch hieß im 10. Jh. noch E-is-ka, was über- setzt „heiliger (is) Ebach oder Ebaha (aha, baha)“ bedeutet. Bei Hochwasser entsteht in der „Hanaha“ eine beeindruckende Wasserfläche. Der Dietweg führte über die Specke und die Ehebruck zum Gutshof Dihespecke. Teufelsklinge Sachsen – Dettendorf

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