Klimaschutz auf der Baar

25 6. Welche Unterstützung gibt es für den Bürger? bekommen die Ratsuchenden Vorschläge dazu, wie sie ihren Stromverbrauch senken und sich im Alltag energiebewusst ver- halten können. Sicher lassen sich bei einer Impulsberatung nicht alle Fragen beantworten. Was passiert danach? Tobias Bacher: Eine Einstiegsberatung ersetzt natürlich keine tiefergehende Energiediagnose oder einen umfassenden indivi- duellen Sanierungsfahrplan. Dazu muss sich ein Fachmann bei einem Ortstermin zwingend das Gebäude ansehen. Entweder vereinbaren wir weitere Treffen mit den Ratsuchenden oder wir verweisen sie an einen freien Energieberater aus unserem Netzwerk. Wir arbeiten auch mit der Verbraucherzentrale zu- sammen und bieten für eine geringe Gebühr beispielsweise vor Ort einen Gebäude-Check oder einen Heiz-Check an. Diese Folgeleistungensind dann natürlich nicht mehr kostenlos. In der Regel gibt es jedoch auch hierfür Fördermöglichkeiten. Finanz- schwache Haushalte sind teilweise befreit. Man sollte immer daran denken, dass eine gute Beratung Gold wert ist. Hier zu sparen ist nicht sinnvoll, wenn man sein gutes Geld später effizientin Sanierungsmaßnahmen investieren will. Geht es um Klimaschutzbemühungen, wird zumeist ans Gewissen appelliert oder es geht um die Kosten. Gibt es noch andere Gründe, sein zu Hause energetisch zu modernisieren? Tobias Bacher: Ja! Das Stichwort heißt: Behaglichkeit. Wer einmal in einem Gebäude war, dessen Außenhülle gedämmt ist und das eine hochwertige Mehrfachverglasung bekommen hat, weiß: Man fühlt sich pudelwohl darin. Die Wände sind im Winter warm, das spürt man. Und wenn ich beim Duschen daran denke, dass die Sonne mein Wasser erwärmt hat, macht es gleich doppelt so viel Spaß. Was den Einsatz von Photovoltaik oder Solarthermie betrifft, sind manche Bürger verunsichert: Lohnt sich das noch? Tobias Bacher: Allerdings. Eine Solarthermie-Anlage deckt bis zu 60 Prozent des jährlichen Warmwasserbedarfs. Photovoltaik macht sich besonders bezahlt, wenn Sie einen Großteil des erzeugten Stromes selbst verbrauchen können. Für moderne Batterie­ speichersysteme gibt es ebenfalls Fördermittel. Ihre Technologie entwickelt sich laufend fort und wird zusehends leistungsfähiger. Mit dem Besitz von Solartechnik erfüllen Hausbesitzerinnen und -besitzer zudem das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das EWärmeG. Diese baden-württembergische Verordnung besagt, dass nach einem Heizungstausch 15 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Quellen stammen oder eine Ersatzoption erfüllt werden muss. Wenn ich als Hausbesitzer frage: „Welcher Weg ist der beste, um im Gebäude Energie zu sparen?“ – was empfehlenSie mir? Tobias Bacher: Mit einer gut gedämmten Gebäudehülle ist ein guter Anfang gemacht. Damit geht so wenig wie möglich Energieverloren – und muss also gar nicht erst erzeugt werden. Wenn Sie zudem erneuerbare Energien einsetzen, sind Sie ein gutes Stück weiter. Unser Favorit heißt jedoch: ganzheit- liche Sanierung. Denn nur damit erfassen Sie alle Elemente, sparen eine Menge Energie und rüsten Ihr Eigentum für eine klimafreundliche Zukunft. Eine Pauschalantwort gibt es dennoch nicht. Man sollte immer den konkreten Einzelfall betrachten: das Gebäude, den Besitzer oder die Besitzerin und deren Lebens­ weise. Deshalb ist eine vorherige Beratung auch so wichtig. Welche Angebote halten Sie für Kommunen, Vereine und Unternehmen bereit? Tobias Bacher: Bei diesen Kunden werfen wir beispielsweise einen Blick auf Liegenschaften oder das Vereinsgebäude. Wir empfehlen einen finanziell und technisch machbaren Weg dazu, wie sich die Heizungsanlage, die Beleuchtung, die Gebäudehülle und die Fenster erneuern lassen. Speziell um die Belange von Unternehmen kümmert sich die regionale Kompetenzstelle Energieeffizienz (kurz: KEFF). Welchen Nutzen ziehen Städte und Gemeinden aus Ihrem Angebot? Tobias Bacher: Wir unterstützen Kommunen bei all ihren Bestrebungen, den Energieverbrauch zu minimieren und damit die CO 2 -Bilanz zu verbessern. Wir sprechen mit Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen, Bauamtsleitern und anderen Ver- antwortlichen oder gehen in den Gemeinderat. Hausmeister schulen wir in der optimalen Regelung der von ihnen betreuten Heizungsanlagen. Auch Schulen können uns buchen: Schülerinnen und Schüler lernen in vom Land finanzierten Unterrichtseinheiten, wie sich Strom sparen lässt und erfahren Hintergründe. Besondersattraktiv für Kommunen kann die Teil- nahme am European Energy Award (eea) sein. Das europäische Programm bewertet kommunale Klimaschutzaktivitäten und hilft systematisch, sie weiterzuentwickeln. Wir begleiten den Prozess. Durch unsere gesamten Aktivitäten sorgen wir überdies für viele Aufträge in Handwerk und Wirtschaft, die unserer Region zu Gute kommen. Herr Bacher, eine Frage zum Schluss: Was ist Ihnen als Leiter einer Energieagentur besonders wichtig? Tobias Bacher: Ich berate aus Überzeugung. Wesentliches Anliegen ist es mir, dass die Menschen, die zu uns kommen, eine sachlich richtige Einschätzung mit nach Hause nehmen. Schön wäre außerdem, wenn wir ihnen vermitteln konnten, dass energetisches Sanieren sich nicht auf Rechenwerte beschränkt. Der Wohnwert und der Wohlfühlfaktor steigen mit jeder umgesetztenMaßnahme – das ist spürbar und bleibt. Ein angenehmes Wohngefühl gepaart mit einem guten Klimagewissen sind unbezahlbar. Kontaktdaten zu Ihrer Energieagentur: Energieagentur Schwarzwald-Baar-Kreis GbR Niederlassung der Energieagentur Landkreis Tuttlingen gGmbH Humboldtstraße 11, 78166 Donaueschingen Telefon: 0771 8965964 www.ea-vs.de

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