Esslinger Friedhofsratgeber

zu lesen: „Du kamst, du gingst mit leiser Spur. Ein flücht’ger Gast auf Erdenland. Woher? Wohin? Wir wissen nur: Aus Gotteshand in Gotteshand.“ Entworfen und umgesetzt wurde das Grabmal von Steinmetz Klaus Birkle und Mitarbeitern der Fa. Klepser. Gestiftet wurde es u. a. von der Stadt Esslingen am Neckar, Wo bestatten? Der Friedhof als Spiegel der Zeiten und Gesellschaften 26 Ebershaldenfriedhof Der unmittelbar vor der Stadtmauer ange- legte kleine Friedhof in der Beutau war von 1807-1874 der Friedhof der jüdischen Ge- meinde Esslingens. Als der Platz nicht mehr reichte bestattete die Gemeinde ab 1874 ihre Mitglieder auf dem jüdischen Gräberfeld auf dem Ebershaldenfriedhof. In der Zeit des Na- tionalsozialismus wurde der nun mitten im Stadtteil liegende Friedhof stark zerstört und geschändet. Inzwischen ermöglicht der Verein Denk-Zeichen in den Sommermonaten Füh- rungen auf dem normalerweise verschlossenen Friedhof und erinnert damit an das jüdische Leben in Esslingen. Viele Gräber aus dem 19. Jahrhundert erzählen von der Missionsgeschichte der evangelischen Kirche. Eines der ältesten Missionars-Grä- ber ist das von Herrmann Mögling auf dem Ebershaldenfriedhof. Er war von 1836-1860 in Südindien tätig. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Esslingen, wo er 1881 starb. Möglings Grab wurde 2006 auf Anregung der Hermann-Gundert-Gesellschaft Stuttgart von der Stadt Esslingen zum Ehrengrab erklärt und in eine Gedenkstätte für Herrmann Mögling und seine engen Mitarbeiter in Indien umge- staltet: Gottfried Weigle, seine Frau Pauline Mögling, Stephanas Somaya Almanda und Herrmann Anandrao Kaundinya. Die Grabfelder für Menschen ohne festen Wohnsitz und für Frühgeburten sind auf dem Ebershaldenfriedhof wichtige Erinnerungsorte für Angehörige und Freunde. Sie verdeutlichen das veränderte Bewusstsein im Umgang mit Tod und Sterben. Das Gräberfeld mit rund 30 Urnengräbern für Menschen ohne festen Wohnsitz wurde im November 2001 eingeweiht. Die Steinmetzen Alexandra Klimesch und Gernot Zechling ent- warfen es. Das Gräberfeld wurde von der Stadt Esslingen am Neckar zur Verfügung gestellt. Die evangelische und die katholische Gesamt- kirchengemeinde Esslingen und der Freundes- kreis Vinzenztreff stifteten die Realisierung. Trümmer in der einen Ecke mit der Aufschrift „Es gibt keinen Weg … “ symbolisieren zerbrochene Träume und Ziele. Auf der gegen- überliegenden Seite wächst als Zeichen der Hoffnung aus den Trümmern ein Grabstein mit einem Kreuz und dem sich vollendenden Satz „der nicht irgendwann nach Hause führt“. Im März 2004 wurde das Grabfeld für tot geborene Kinder eingeweiht. Auf der Kalk­ stein-Skulptur, die ein stilisiertes embryonales Kind abbildet, ist ein Zitat von Ludwig Uhland Trauern heißt, das Gestern in das Heute einbetten zu lernen. Susanne Kränzle, AS Palliative Care, Gesamtleitung Hospiz Esslingen der evangelischen und der katholischen Ge- samtkirchengemeinde Esslingen, der Klinik in Ostfildern und den Städtischen Kliniken und Einzelpersonen. Die Gärtnerei Mergenthaler pflegt das Grabfeld kostenlos. Zweimal im Jahr finden Bestattungen statt.

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