Frankfurt am Main Bergen-Enkheim Bürgerinformationsbroschüre

Die Mönche erbauten auf den Grundmauern eines schon 1280 er- wähnten Kirchleins im Jahre 1524 die spätgotische Nikolauskapelle, die 1527 bereits verstaatlicht wurde und später oftmals den Besitzer wechselte. Länger als hundert Jahre wurde in ihr lutherischer Gottes- dienst abgehalten. Nach der Vereini- gung der Lutheraner und der Refor- mierten in der Hanauer Union im Jahre 1818 verkaufte der Landesherr die Kirche an einen Bauern. Dessen Nachkommen verwandten das Ge- bäude seit Generationen als Scheu- ne, Stall und Abstellraum. 1984 kaufte die Stadt Frankfurt das Anwe- sen. Die Arbeiten für die Sanierung und den Umbau begannen 1989 und wurden 1994 abgeschlossen. Die Nikolauskapelle konnte dann als Haus für kulturelle Veranstaltungen wiedereröffnet werden. Die nächsten zehn Jahre war sie an die Kultur AG (einen privaten Betreiber) vermietet. 2005 hat die SAALBAU GmbH die Kapelle zur Nutzung für Veranstal- tungen und Vermietungen über­ nommen. Zwischen 1440 und 1500 ließen die Grafen von Hanau Bergen mit Tür- men und Mauern befestigen. Trotz der zahlreichen Frankfurter Einsprü- che entstanden zwei Tortürme, drei Helmtürme, sechs Rondelle und die sechs Meter hohe Mauer, während das viel kleinere Enkheim nur durch einen Graben, einen Wall mit aufge- setzten Hecken und durch ein Falltor kümmerlich gesichert war. Etwas außerhalb von Bergen entwickelte sich aus dem Kastell zunächst eine fränkische und dann eine sächsische Schanze, aus der schließlich in der Frühzeit der Hohenstaufen eine klei- ne Reichsburg entstand, die durch einen doppelten Wassergraben ge- sichert war. Hier taucht nun im 12. Jahrhundert ein Reichsdienst- mannengeschlecht (Ministeriale) auf, dessen Zweige sich je nach dem Wohnort verschiedene Namen zule- gen. Es sind die Ritter von Bergen, von Steenengassen, im Steinernen Haus am Günthersbrunnen, in der Gefällsgasse am Raine und am Wal- de. Der Hauptzweig wird schließlich Inhaber der Reichsburg Gruckau und nennt sich Schelm von Bergen. Um dieses Geschlecht rankt sich in den nächsten Jahrhunderten ein Kranz von Sagen. Nach 1300 lebt in Ber- gen nur noch die Familie Schelm von Bergen. Im Jahre 1354 zwingen die Herren von Hanau die Schelme von Bergen, der Würde der Reichsritter zu entsagen und als Vasallen in ihre Dienste zu treten. Schließlich entar- ten einige aus ihrer Familie zu ge- fürchteten Raubrittern. Dass einer ihrer Vorfahren als Henker vom Kai- ser zum Ritter geschlagen worden ist, gehört in das Reich der Sage. Möglicherweise entstand die Mär bei dem Versuch, den etwas anrüchi- gen Namen Schelm (Pest, Viehseu- che, Todbringer) zu erklären oder zu deuten. Später treten einige Schelme von Bergen als Vögte und Söldnerführer in landesherrliche Dienste. Dann wieder findet man ihre Namen in den Akten als Domherren und Offi- ziere, als Amtsleute, Deutschordens- ritter und auch als einfache Mönche. Mehrere gehen unter dem Namen Mönchshof 5

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