Frankfurt am Main Bergen-Enkheim Bürgerinformationsbroschüre

Überblick über die Geschichte des Stadtteils „Schelm“ im städtischen Bürgertum und auch im Bauerntum auf. Die Berger Linie der Schelme von Bergen stirbt 1768 im Mannestamme aus. Das Geschlecht erlischt 1844 mit dem Frankfurter Hauptmann Christian Ernst Schelm von Bergen in Gelnhausen. In der weiblichen Linie kann es noch heute nachgewiesen werden. Zur Baugeschichte der Schelmenburg konnten 2001 neue Erkenntnisse ge- wonnen werden. Im Zuge von not- wendigen Sanierungsarbeiten hat das Denkmalamt der Stadt Frankfurt eine umfangreiche Ausgrabung durchgeführt. Der Grabungsbericht enthält folgende Zusammenfassung: „Der heute nicht unterkellerte Be- reich bildete einen aufgeschütteten Hügel für eine Turmburg des 12. Jahrhunderts, eine sogenannte Motte mit Holzgebäuden und einem umgebenden Wassergraben. Seit 1194 ist die Schelmenburg als Stammsitz der Schelme von Bergen urkundlich genannt, die als kaiserli- che Lehensleute auftraten. In der Folge wird der Bereich durch eine größere Burg in der Art einer staufi- schen Ministerialenburg erweitert, die als Fachwerkhaus errichtet und wenigstens in Teilen zweigeschossig war. In der nächsten Phase wurde sie sehr wahrscheinlich durch den Lehensherren, den Grafen von Hanau, zu einem „festen Haus“ ausgebaut. Er gibt es 1354 an die Schelme von Bergen zurück. Im unmittelbarer Nähe verläuft und Ber- gen in Sichtweite liegt, ist schon seit altersher die Bezeichnung „Berger Warte“ üblich. Im Schmalkaldischen Religionskrieg besetzten 1552 die Truppen des Landgrafen Philipp von Hessen das befestigte Bergen und benutzten es als Ausgangsstellung für die dreiwöchige Belagerung der Reichsstadt Frankfurt. Ein schwarzer Tag war für Bergen der 18. April des Jahres 1600, als 40 Häuser und 60 Scheunen – mehr als die Hälfte des Fleckens – abbrannten. Im Dreißig- jährigen Krieg gab es ab 1620 lau- fend Durchmärsche und Plünderun- gen. Die Leiden erreichten 1635 ih- ren Gipfel, als Bergen von französi- schen Truppen bis auf 16 Häuser eingeäschert wurde. Ganze Familien starben an der Pest und an anderen Inneren und wohl auch im Äußeren folgen weitere Umbauten im 16. Jahrhundert, ausgedehnt und umfangreich jedoch im Jahr 1700, wodurch die Schelmenburg ihr heuti- ges Aussehen bekam. Schließlich ist ein Umbau im 18. Jahrhundert mit einer durch ein dendrochronologi- sches Datum belegten Raumauftei- lung nachweisbar.“ Zwischen 1300 und 1350 entstand – mitten auf die Marktstraße gestellt – das „Sphilhus“, eine Mehrzweck- halle für dörfliche Feste, für Ge- richtssitzungen und zum Auslegen der Waren durchreisender Kaufleute. Als Bergen im Jahre 1484 von Hanau zum Haupt- und Verwaltungsort über die Grafschaft oder „Zent“ Bornheimer Berg bestimmt wurde, stockte man die gotische Halle im Stil der bäuerlichen Renaissance auf, um Raum für die Verwaltung über die 16 Dörfer der Grafschaft zu ge- winnen. In dem Gebäude tagte nun auch ein Landgericht, gewisserma- ßen als Nachfolger des Hohen Ge- richtes Bornheimer Berg. Im Laufe der Jahrhunderte sind in dem Ge- bäude mindestens 36 Menschen zum Tode verurteilt worden, die dann ihre Hinrichtung an der Berger Warte erleiden mussten, wo bis 1844 auch der Galgen stand. Die Warte steht auf dem höchsten Punkt Frankfurts (212 m ü. NN). Genau ge- nommen steht der Turm allerdings auf Seckbacher Gemarkungsgebiet. Da aber die Gemarkungsgrenze in Seuchen, und jahrelang waren Ber- gen und Enkheim von der Bevölke- rung verlassen, die Schutz hinter den festen Mauern und Wällen von Frankfurt und Hanau suchte. Im Herbst 1672 logierte der Begründer der brandenburgisch preußischen Großmacht, Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst, mit seinem Feldmar- schall Derfflinger auf seinem Zuge gegen Ludwig XIV. von Frankreich auf der „schelmischen Burg“. Im Siebenjährigen Krieg war unser Ort am 13. April 1759 der Schauplatz einer blutigen Schlacht, als Herzog Ferdinand von Braunschweig mit 28.000 friderizanischen Truppen den von 35.000 Franzosen und Sachsen unter dem Befehl des Herzogs von Broglio verteidigten Sperriegel Ber- gen mehrmals angriff. Als sich der 7 Blick nach Bergen

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