Ausbildung - IHK Frankfurt

9 DER WEG IN DEN BERUF WISSENSCHAFTLICH BELEGT: WEITERBILDUNG LOHNT Der „Studier-Reflex“ Schulabschluss in der Tasche und dann? Erst mal studieren! So lautet die Antwort vieler junger Menschen, die vor der Wahl zwischen Studium und Ausbildung stehen. Dass der Trend immer stärker hin zum Studium geht, spiegelt der Arbeitsmarkt deutlich wider: Knapp jeder vierte Erwerbstätige (23 Prozent) hat heute an einer Universität, Fachhochschule oder Berufsakademie studiert. Gleichzeitig, so zeigen aktuelle Projektionen, wird die Fachkräftelücke im Bereich der beruflich Qualifizierten auch in der aktuellen Dekade weiter bestehen bleiben – und somit viele Bereiche der Wirtschaft bei der Personalgewinnung unverändert vor große Herausforderungen stellen. Ein möglicher Grund für das anhaltende Streben nach höheren Bildungsabschlüssen ist die weit verbreitete Annahme, dass Akademikerinnen und Akademiker mehr Geld als beruflich Qualifizierte verdienen. Aber stimmt das wirklich? Nicht unbedingt. Am Ende ihres Erwerbslebens haben Akademiker und Personen mit einer abgeschlossenen Höheren Berufsbildung – also beispielsweise Meister, Fachwirte und Techniker – fast gleich viel verdient, nämlich rund 1,7 beziehungsweise 1,6 Millionen Euro brutto. Das belegt eine Studie des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung an der Universität Tübingen. Diese zeigt zudem, dass beruflich höher Qualifizierte im Durchschnitt etwa bis zu ihrem 50. Lebensjahr ein höheres Erwerbseinkommen akkumulieren als Personen mit akademischem Abschluss. (IAW, 2022) Akademische versus berufliche Bildung: Die wichtigsten Fakten Einstiegsgehälter von Akademikern variieren stark In der Gruppe der Akademiker gibt es teils erhebliche Einkommensunterschiede: Erhält eine Ingenieurin der Luft- und Raumfahrt ein durchschnittliches Einstiegsgehalt von circa 53.000 Euro brutto, so hat ein Architekt zu Beginn seines Arbeitslebens im Schnitt lediglich 42.000 Euro brutto auf dem Gehaltszettel. Absolventinnen und Absolventen der Sozialpädagogik oder der Geisteswissenschaften müssen beim Arbeitseinkommen meist noch größere Abstriche machen. Ausgebildete Fachkräfte verdienen oft mehr als gedacht Demgegenüber ist das Einstiegsgehalt von ausgebildeten Fachkräften oft höher, als man vielleicht meint: Bankkaufleute können nach ihrer Berufsausbildung mit einem Gehalt von bis zu 43.000 Euro brutto rechnen. Ebenso sind Arbeitskräfte in der Industrie sehr gefragt: Ein ausgelernter Industriemechaniker wird sogar mit bis zu 56.000 Euro brutto jährlich entlohnt. Nach einem Abschluss in der Höheren Berufsbildung, wie beispielsweise zum Industriemeister oder Bilanzbuchhalter, werden sogar Spitzengehälter von bis zu 80.000 Euro im Jahr erzielt – natürlich stets abhängig von Branche und Betriebsgröße. Das klassische Vorurteil, dass Akademiker grundsätzlich mehr verdienen als Nichtakademiker, stimmt also nur bedingt. Der gute Verdienst von Ärztinnen und Ingenieuren hebt den Gehaltsdurchschnitt bei den akademisch Qualifizierten an. Absolventinnen und Absolventen anderer Studiengänge rangieren teils deutlich darunter. Eine berufliche Ausbildung kann – insbesondere in Kombination mit einem Abschluss der Höheren Berufsbildung – also lukrativer sein als ein jahrelanges Studium. Das gilt insbesondere dann, wenn Hochschulabsolventen dazu gezwungen sind, unterhalb ihres Qualifikationsniveaus ins Berufsleben einzusteigen. Der aktuellen Krise zum Trotz: Fachkräftemangel steigt weiter Selbst in der aktuellen Krise ist der Fachkräftemangel nach Einschätzung der Betriebe das zweitgrößte Geschäftsrisiko. Gerade angesichts der demografischen Entwicklung wird das Thema Fachkräfte auch zukünftig eine der wesentlichen strukturellen Herausforderungen für die Unternehmen bleiben – dies zeigt die aktuelle DIHK-Konjunkturumfrage deutlich: Drei von fünf Unternehmen (62 Prozent nach zuvor 60 Prozent) geben den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko an. Das ist ein Höchstwert, der lediglich im Herbst 2018 schon einmal erreicht worden ist. Damit ist der Fachkräftemangel bezogen auf alle Unternehmen das zweitgrößte Geschäftsrisiko. Angesichts der Alterung der Gesellschaft wird der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften eine der wesentlichen strukturellen Herausforderungen für die Unternehmen in Zukunft © Wayhome Studio - stock.adobe.com

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