Leben, Wohnen, Arbeiten in Gammertingen

Stadtmauer 10 Stadt Gammertingen Sehenswürdigkeiten in der Kernstadt noch „Pfrundhof“). Offenkun- dig betrieb die Stadtherrschaft, namentlichHans von Bubenho- fen, die Erhebung der Micha- elskapelle zur neuen Stadtkir- che – ein Plan, der spätestens mit der Reformation 1534 zum Scheitern verdammt war. Die Kirche wurde durch Herzog Ulrich profaniert, der im Chor- turm der Kirche sein neues Amtshaus errichten ließ. Nach seinem Rückzug 1547 hinter- ließ Ulrich ein fehlgenutztes, heruntergekommenes Gebäu- de, welches die Gammertinger durch denAbbau vonDach und Fachwerkeinbauten des Amts- hauses weiter ruinierten. Es ist Dorothea von Rechberg zu ver- danken, dass die Kapelle 1589 erneut als solche eingeweiht werden konnte. 1724 erhielt die Kapelle im Zu- sammenhangmit der barocken Neugestaltung der Gammer- tinger Altstadt ihren Dachrei- ter mit Zwiebelhaube. Mögli- cherweise hatte der spätmittel- alterliche Chorturm, der 1588 und 1600 auf den ältesten Stadtansichten noch klar zu identifizieren ist, bis zu diesem Umbau Bestand gehabt. Mittelalterlich- frühneuzeitliche Stadtanlage Die mittelalterliche Stadt wur- de gegen 1275 auf der Grund- lage einer frühstädtischen Siedlung gegründet, die aus der vermutlich während der Tübinger Fehde 1164/66 zer- störten Niederungsburg der Grafen von Gammertingen hervorgegangen war. Niede- rungsburg bzw. Frühstadt wa- ren auf das Areal einer ehema- ligen Lauchertinsel begrenzt, und umfassten in etwa die Nordosthälfte der späteren Altstadt, jedoch noch ohne die Schwedengasse. Die Stadt- gründung im 13. Jhdt. reichte im Westen und Südwesten bis an den heute noch erkennba- ren Stadtgraben, nach Südos- ten dehnte sich die Stadt zu- nächst noch weiter aus als im heutigen Stadtbild zu sehen. Nach einem verheerenden Stadtbrand um 1410 wurden die südöstlichen Stadtgebiete aufgegeben, dafür jedoch die Schwedengasse mit Brand- schutt aufgeschüttet und in die Stadt eingegliedert. Bis spätes- tens 1439, als Gammertingen vom kriegerischen Stadtherrn Hans von Rechberg auch mili- tärische Funktion übertragen bekam, muss die Stadtmauer in ihrem bekannten Verlauf (Rückfronten der Häuser in Schwedengasse, St. Michaels- weg, August-Reiser-Straße und Hohenzollernstraße) verteidi- gungsfähigen Bestand gehabt haben. Sie umschloss seit da- mals ein nahezu quadratisches Gebiet von etwa 130 x 140 m. Während der umfassenden ba- rocken Neugestaltung der Stadt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Gam- mertingens Altstadt in bedeut- samer Weise umgebaut: Seit- her trennt die Hohenzollern- straße als langschmaler Stra- ßenmarkt mit durchgängiger Sichtachse zum Schloss den Bezirk der Herrschaft mit dem Schloss, Fruchtkasten und Zehntscheuer vom Bezirk der Bürger, welcher früher engmit den Häusern der „Ackerbür- ger“ bebaut war. Bei der (obe- ren) Stadtmühle wurde von der Lauchert einwasserführen- der Stadtgraben abgeleitet, der beim Speth´schen Schloss wieder in die Lauchert einmün- dete. 1966 wurde dieser Stadt- graben allerdings zugeschüt- tet; er ist heute noch zum Teil als Grünzone erkennbar. Im Südosten der Stadt schloss der Graben über die eigentliche Altstadt hinaus auch die neu- zeitlich angelegten herrschaft- lichen Gärten mit ein. Deren Außenmauer ist noch in einem längeren Stück entlang der Straße Roter Dill bis oberhalb des großen Schlossplatzes er- kennbar. Evangelische Kirche Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Gammertingen vereinzelt evangelische Bürger. Zu einer wesentlichen Veränderung kam es, als Gammertingen 1850 preußisches Oberamt wurde, da die meisten preußi- schen Beamten evangelisch waren. Seit 1853wurden evan- gelische Gottesdienste gehal- ten. 1890 war die Zahl der Evangelischen im Oberamt Gammertingen auf 233 Perso- nen angewachsen. Vorwie- gend auf Betreiben von Gam- mertinger Fabrikanten wurde ein Pfarrvikariat eingerichtet, das 1891 zur Pfarrei erhoben wurde. Zu ihr gehörten 22 Ort- St. Michaelskapelle

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