Der richtige Weg in den Beruf im Landkreis Vorpommer-Greifswald

35 Michelle S., 18 Jahre, Gesundheits- und Krankenpflegerin, 2. Lehrjahr, Universitätsmedizin Greifswald E-Mail-Adresse und Name des Ausbildungsleiters: Ulrike Heß, ulrike.hess@med.uni-greifswald.de „Ich merke, dass es mir hilft, Freude am Fach Biologie gehabt zu haben.“ Über den Beruf: Hallo Michelle, schön, dass du dir die Zeit nimmst, um mit uns über deine Ausbil- dung an der UMG zu sprechen. Gehen wir gleich in die Vollen: Welche Aufgaben über- nimmst du während deiner Ausbildung? Ganz unterschiedliche. Alles, was wir in der Theorie hatten, dürfen wir, unter An- leitung, auch anwenden. Dazu gehören Körperpflege des Patienten, Infusionsga- be, Medikamentengabe, regelmäßiges La- gern, Hilfe beim Essen und die seelische Unterstützung unserer Patienten. Das ist sehr vielfältig. Was davon macht dir besonders Spaß und was meinst du mit seelischer Unterstützung? Die Medikamentengabe macht mir viel Spaß. Dort zeigen wir Verantwortung und ich merke, dass ich einen wichtigen Teil des Jobs mache. Die Körperpflege ist auch eine schöne Aufgabe, da ich nah am Patienten bin und ihm auch Mut zu- sprechen kann. Das ist dann die seelische Unterstützung, die die Patienten auch einfordern. Ist die Ausbildung nach diesen Aspekten gegliedert? Nicht nur. Die generelle Gliederung um- fasst einen praktischen und theoretischen Teil. Nach einer anfänglichen Theorie- phase für die Grundlagen kommen vier- wöchige Rhythmen in Praxis und Theorie. Sogenannte Transfertage sind sehr sinn- voll, da wir das Gelernte direkt in Simu- lationen üben. Und wie lange wird deine Ausbildung dauern? Drei Lehrjahre. Was sind die Schwerpunkte pro Lehrjahr? Nach den Grundkenntnissen im ersten Lehrjahr, wie Körperpflege, Lagern und Medikamentengabe, vertiefen wir ab dem zweiten Lehrjahr bspw. unsere Anatomie- Kenntnisse. Welche schulischen Voraussetzungen muss man denn generell mitbringen und wie sah das bei dir aus? Es ist ein Realschulabschluss oder ein Abitur gefordert. Ich habe ersteren mit der Note 2,0 abgeschlossen. Hattest du Lieblingsfächer, die in die Richtung deiner Ausbildung gehen? Ich merke, dass es mir hilft, Freude am Fach Biologie gehabt zu haben. Das Wissen über den menschlichen Körper ist in diesem Be- ruf wichtig. Wenn wir mal etwas umrechnen müssen, hilft natürlich auch Mathe. Eine Eins musste es aber nicht zwingend sein. (lacht) Mein Weg in den Beruf: Wie bist du auf diesen Ausbildungsberuf aufmerksam geworden? Ursprünglich wollte ich etwas mit kleinen Kindern machen, also eher in Richtung Er- zieherin. Ich wollte aber auch gleich mein eigenes Geld verdienen. Darum bin ich über die Kindermedizin in die Entscheidung für die allgemeine medizinische Ausbildung ge- rutscht. Aus meiner Familie war noch nie- mand im Gesundheitswesen tätig. Aber durch Eltern von Freunden hatte ich einen guten Einblick. Hast du denn keine Praktika gemacht? Doch. In der 9. und 10. Klasse habe ich ein Praktikum auf der Allgemeinchirurgie und Strahlentherapie absolviert. Das hat mich in meiner Entscheidung bestärkt. Einige mei- ner Schulkameraden sind aber auch ohne vorheriges Praktikum hier untergekommen und sehr zufrieden. Meine Ziele: Was wünschst du dir für die Ausbildungs- zeit? Ich möchte gerne mehr und mehr Verant- wortung übernehmen. Und ich wünsche mir den Durchblick in Anatomie (lacht) . Für die Bezeichnungen (Latein/Griechisch) haben wir extra einen Kurs in Fachsprache. Das ist schon spannend. Ich wünsche mir ein gutes Teamverhältnis und Schwestern mit aus- reichend Zeit für unsere Fragen. Das klappt überwiegend sehr gut. Besonders auf der ITS. (Intensivstation, Anm. der Redaktion) Ist das auch deine Wunschstation für die Zeit nach der Ausbildung? Ich wünsche mir Spaß an der Arbeit in ei- nem tollen Team. Das merkt dann auch der Patient. Und natürlich würde ich gerne auf meiner Wunschstation arbeiten. Da habe ich mich aber noch nicht festgelegt. Wie geht es nach der Ausbildung weiter? Gibt es Möglichkeiten der Fort- bzw. Wei- terbildung und wenn ja welche? Es gibt sehr viele Möglichkeiten der Wei- terbildung. Ich persönlich interessiere mich für die Pflege von Wunden. Erste Anzeichen einer Sepsis (Blutvergiftung, Anm. der Redaktion) kann ich schon er- kennen. Ich möchte zu einer guten Ver- sorgung beitragen. Mein Plus im Privatleben: Wie kannst du das privat nutzen, was du in deiner Ausbildung lernst? Wenn jemand in einer medizinischen Not- lage Hilfe benötigt, kann ich ruhig bleiben. Ich weiß genau, welche Abläufe ich dann durchführen muss. Das ist ein gutes Ge- fühl. Wenn sich jemand in der Familie ver- letzt, kann ich ihn mit dem Verbandszeug zu Hause behandeln. Bei Krankheiten er- kenne ich Symptome. Mein Horizont hat sich durch die Ausbildung sehr erweitert. Das legt nahe, dass du dich auch persön- lich verändert hast. Bist du während der Ausbildung gereift? Ich bin selbstbewusster geworden. Ich arbeite mit anderen Menschen im Team zusammen und kann mich nicht in eine Ecke verkriechen. Vor der Ausbildung war ich recht schüchtern. Nun bin ich viel sicherer. Spiegelt sich der inhaltliche Erfolg auch auf deinem Bankkonto wider? Ich denke, in anderen Ausbildungen ist es höchstens dreiviertel von meiner Vergü- tung. Es ist sehr gutes Geld und man kann damit gut leben. Ich wohne noch zu Hause. Manche Schulkameraden leisten sich da- von aber auch die erste eigene Wohnung. Also kannst du die Ausbildung empfehlen? Ja, ich kann die Ausbildung sehr emp- fehlen. Wir erhalten auch Aufgaben für zu Hause und machen die Kontrollen in der Schule. Das Lernen macht Spaß und in der Klinik sind alle sehr nett und hilfsbereit. Jeder muss sich seine eigene Meinung bilden, aber ich kann sagen: Ver- sucht es. Es ist toll. Michelle S.

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