Bürger-Informationsbroschüre Großdubrau

Gmejna Wulka Dubrawa Gemeinde Großdubrau 7 Unabhängig von der Konfession prägte lange die sorbische Sprache den Alltag im Gemeindegebiet. Darauf verweist auch der Name von Großdubrau: In der sorbischen Ortsbezeichnung Dubrawa steht „dub“ für die Eiche. Dubrau kann demnach sinngemäß mit „Eichenwald“ oder „Ort, an dem Eichen wachsen“ übersetzt werden. Genau aus diesem Grund zeigt unser Wappen auch einen Eichenbaum. Für die meisten Ortsteile konnte Arnost Muka mit seiner regionalen Erhebung zur Sprachzugehörigkeit noch in den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts Anteile von oft über 90 Prozent Sorben unter den Einwohnern ermitteln. Innerhalb weniger Generationen vollzog sich danach eine kolossale Veränderung in der sorbischsprachigen Oberlausitz: Die vorher zahlenmäßig deutlich überwiegenden evangelischen Sorben verloren nach und nach ihre Volksidentität und wurden „Deutsche“, während die vormals in der Minderheit befindlichen katholischen Sorben ihre Identität weitestgehend bewahrten und heute den Hauptteil der Mitglieder der sorbischen Minderheit stellen. Der Grund für diese völlig unterschiedliche Entwicklung ist bis heute Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Allgemein anerkannt ist, dass der muttersprachliche Gottesdienst auf Sorbisch der ohnehin multinationalen katholischen Kirche immer als Schatz galt, während die deutsch geführte evangelische Landeskirche das nicht primär verfolgte. Hinzu kam für beide Konfessionen, dass die Verwendung des Sorbischen in den einzelnen Epochen unterschiedlich gut angesehen war bzw. zum Teil direkt unterdrückt wurde. Für Großdubrau und auch die umgebenden Orte begann ab 1830 eine rasante Entwicklung. Aus den vormals unbedeutenden Bauerndörfern erwuchs mit Großdubrau über wenige Jahrzehnte ein Industriestandort mit Gleisanschluss und eigenem Bahnhof auf der Strecke Löbau–Radibor (1906) und infolge der Ansiedlung von Arbeitern und Fachkräften aus ganz Deutschland eines der größten Dörfer der Oberlausitz. In Crosta erfolgte eine ganz ähnliche Entwicklung – ablesbar an der Zahl der Einwohner (741 im Jahr 1910). Durch die Nutzung der vorhandenen Lagerstätten an Braunkohle, Ton und Kaolin in der Region begann der Aufstieg zunächst mit der Firma Thonwaren- und BraunkohlenActien-Verein Großdubrau 1854 oder der Gräflich Einsiedelschen Kaolin-, Thon- und Kohlewerke AG zu Crosta 1831. In beiden Betrieben produzierte man zunächst Tonwaren, Ziegel und später Schamotte und Porzellan. Daneben wurde Braunkohle unter und über Tage abgebaut. Diese Montangeschichte bezeugt heute für Großdubrau noch das sogenannte Huthhaus, das der Aufbewahrung der Kleidung der Kumpel diente, während diese ins Bergwerk eingefahren waren. Zu Ehren der sächsischen Prinzessin Margarete von Sachsen bekam der Betrieb in Großdubrau Geschichte stawizny Die Geschichte unseres gesamten Gemeindegebietes könnte ohne Weiteres ganze Bücher füllen. Wie überall in der Oberlausitz spielen u. a. drei Dinge eine wesentliche Rolle: 1. die sorbischen Wurzeln in der Siedlungsgeschichte seit dem Beginn des Mittelalters im 6. Jahrhundert 2. die Folgen der Reformation nach dem Dreißigjährigen Krieg und 3. die Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert über die Weltkriege des 20. Jahrhunderts bis hin zur politischen Wende 1989. In vorindustrieller Zeit war Großdubrau ein eher kleiner Flecken im Besitz des Domkapitels Bautzen, in dessen Urkunden es als „Dubrawa“ erstmals 1343 Erwähnung findet. Wie einige weitere Orte in der Oberlausitz befand es sich also nicht in adeligem Besitz eines Grundherrn, sondern gehörte direkt dem Bischof. Erst im frühen 17. Jahrhundert erscheint ein Rittergutsbesitzer auf Großdubrau und erwirbt das Gut. Deutliche Spuren hinterließ die Reformation in unserer Heimat, in deren Folge bis heute die beiden christlichen Konfessionen in enger regionaler Abgrenzung nebeneinander bestehen. So gibt es eine kleine katholische Diaspora, vor allem in den Ortsteilen Brehmen und Sdier, im sonst evangelisch geprägten Gebiet. Da seit Jahrhunderten dem Domkapitel St. Petri angehörig, durften die katholischen Gläubigen hier auch nach dem Ende des historischen Bistums Meißen 1581 ihren Glauben behalten, weil die Oberlausitz damals noch königlich-böhmisches Lehen des katholischen Kaisers war. Das blieb auch so, als die Gegend infolge des Prager Friedens von 1635 an das lutherische Kursachsen fiel. Eckhaus Thälmann-Bahnhofstraße, Ernst Barth, 1905

RkJQdWJsaXNoZXIy NDIyMzg=