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Geschichte der Stadtteile in Kürze
dem zweiten und dritten Jahrhundert in Helmlingen. Urkund-
liche Aufzeichnungen aus der ersten Besiedlungszeit sind nicht
vorhanden. Der Name Diersheim erscheint erst im zwölften
Jahrhundert. Der Ort gehörte zum Bistum Straßburg und zum
Herrschaftsbereich der Herren von Lichtenberg. Im frühen Mittel-
alter lebte die Bevölkerung vorwiegend vom Fischfang und der
Flößerei. Die heute nur noch symbolisch bestehende Fischerzunft
hatte eine große wirtschaftliche Bedeutung. Später bildete
die Landwirtschaft den Haupterwerb, wovon die heute noch
vorhandenen stattlichen Fachwerkhäuser zeugen. Im 30-jährigen
Krieg war dem Dorf ein ähnlicher Leidensweg wie den Nach-
bargemeinden beschieden. In den späteren Kriegen erlangten
die Rheinüberquerung des französischen Marschalls Villars am
18. Februar 1703 und die Schlacht am 20. / 21. April 1797, bei
der sich 16.000 kaiserliche und 23.000 französische Soldaten
gegenüberstanden. Aus diesem Anlass wurde der Name Diers-
heim im Arc de Triomphe in Paris verewigt. 1991 feierte das
Dorf die 750. Jahrfeier der Ersterwähnung von Diersheim, bei
welcher unter anderem die Dorfgeschichte in einem Musical
wiedergegeben wurde.
HELMLINGEN
703,87 ha, 126 m + NN 892 Einwohner. Das Dorf liegt in der
Nordwestecke des Ortenaukreises, abseits der großen Heerstraße
(B 36) auf der Niederterrasse des Rheins.
Die beim Aushub von Baugruben im Neubaugebiet „Am Stein“
entdeckte Römersiedlung hat bei den Archäologen und Heimat­
forschern größtes Interesse gefunden. Erste Anzeichen dafür
gab es schon im Jahre 1954. Die Funde sind inzwischen zu
einer kulturhistorisch wertvollen Sammlung angewachsen, die
im Hanauer Museum in Kehl zu sehen sind. Sie bilden einen
untrüglichen Nachweis der Besiedlung im 1. bis 3. Jahrhundert
n. Chr. Schriftliche Aufzeichnungen über Helmlingen besitzen
wir erst mit dem Eintritt der Herrschaft der Grafen von Lichten-
berg. Bischof Konrad III. von Straßburg (1274–1299) hat das
Land auf seinen Neffen Ludwig III. vererbt. Im 14. Jahrhundert
gehörte Helmlingen mit Muckenschopf und Scherzheim zum
Burgbezirk Lichtenau. Heimatgeschichtlich interessant ist der
Überfall der Helmlinger Bürger im Jahr 1423 auf einen Waren-
zug des Grafen Friedrich von Zoller. Auch am Sturm auf das
Kloster Schwarzach im Jahre 1525 waren Helmlinger dabei.
1590 zählte Helmlingen 125 Seelen. Die verheerenden Hoch-
wasser des Rheins und die herrschaftlichen Besitzverhältnisse
hemmten die Entwicklung sehr. Im Dreißigjährigen Krieg musste
das Dorf das furchtbare Schicksal der Nachbargemeinden teilen
und wurde 1647 fast vollkommen zerstört. Auch während der
späteren Kriegswirren hatte Helmlingen wie die Nachbargemein-
den zu leiden. 1790 war das Dorf wieder auf etwa 390 Einwohner
angewachsen. Ein großes Hochwasser im Jahre 1882 verursachte
in dem Ort derartig große Schäden, so dass die Bewohner ihre
Wohnhäuser an anderer Stelle errichten mussten. Im Februar
1945 lag das Dorf unter Beschuss, wobei fast alle Häuser beschä-
digt und ein Haus vollkommen zerstört wurde. Eine Frau und zwei
Männer wurden dabei getötet.
Rathaus in Heimlingen