Ratgeber für den Trauerfall Sinsheim

mente aus Stein oder Metall ein schönes würdige[s] An- sehen. Das Setzen dieser Leichensteine muß man also nicht hindern, sondern fördern“. Dem Einwand des Dekans wurde jedoch nicht entsprochen. Die Abgabe belief sich schließlich auf sechs Gulden mit der Maßga- be, diese Einnahmen zur Erhaltung des Friedhofes und für die Errichtung einer Kapelle verwenden zu wollen. Es dauerte zehn Jahre, bis die Anregung eines solchen Bauprojektes wieder in den Akten erschien. Nach Beratungen zwischen den evangelischen und ka- tholischen Kirchengemeinden sowie dem städtischen Gemeinderat wurde beschlossen, die Kapelle „dem Kul- tus beider christlichen Konfessionen entsprechend“ auf dem Friedhof zu errichten. Die Finanzierung sollte, wie ursprünglich gedacht, auf Grundlage der Grabsteinab- gabe und eines unverzinslichen freiwilligen Darlehens erfolgen. Der Bürgermeister wurde beauftragt, die Planung anzustoßen. Erst 1904 kam es zu einer Reali- sierung des Kapellenbaus im Rahmen einer erneuten Erweiterung des Friedhofes. Der Architekt Anton Dick lieferte die Entwürfe und übernahm die Bauaufsicht. Tatsächlich war bis zu diesem Zeitpunkt kein festes Ge- bäude auf dem Friedhof vorhanden, um Trauergemein- den einen geschützten Rückzugsort zu bieten. Bereits am 26. März 1889 erschien im „Landboten“ ein Artikel, der diesen Zustand kritisierte: „Der von jeher unserem Friedhofe anhaftende üble Ruf, der zugigste und somit ungesundeste Platz in der Gemarkung zu sein, hat sich namentlich in diesem Winter wieder bestätigt. Zahlrei- che Leidtragende bei Begräbnissen, welche gesund hi- nausgingen und zum Theil bedenklich erkrankt heim- kamen, können davon auch ein Lied singen. [...] Hoffen wir, daß Vorstehendes zum Anlaß werde, den seit lan- gen Jahren allseitig gehegten Wunsch um Erbauung einer Friedhofhalle einer recht baldigen Erfüllung ent- gegenzuführen!“ Nach stolzen 42 Jahren Vorlaufzeit erfüllte die Kapelle schließlich auf angenehme Weise diesen Anspruch. Quellen und Literatur n Stadtarchiv Sinsheim, Sinsheim A 1024, A 1025, A 1026. n Der Landbote Nr. 37 vom 26. März 1889. n Wilhelm Bauer: Zeugnisse Sinsheimer Kirchenge- schichte. Benediktinerabtei und Jugendstift, Kirchen und Glocken, Wegkreuze und Friedhöfe, Pfarrhäuser und Pfarrer (Sinsheimer Hefte 8), Sinsheim 1994. Bestattungsbroschüre 13 Das Innere der Friedhofskapelle nach dem Entwurf des Architekten Anton Dick (1904), Bleistiftzeichnung, Stadtarchiv Sinsheim, Sinsheim A 1026.

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