Schule - und was dann? 2019/2020 IHK Trier

Teil 1 – Vielfalt der Ausbildungswege 17 IHK Trier: Was würden Sie jungen Menschen, die sich gerade im Berufs- orientierungsprozess befinden, gerne raten? Margit Gellner-May: Analysiert eure Stärken und Schwächen! Seid ihr eher praktisch oder theoretisch veranlagt? Seid ehrlich zu euch, denn es gibt viele Wege, die alle das gleiche Ziel haben. Stellt euch die Frage: Was will ich wirklich? IHK Trier: Herzlichen Dank, Frau Gellner-May und auch Ihnen, Herr Lindemans, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um mit uns über diese Thematik zu sprechen. Wir freuen uns sehr, mit dem Interview zeigen zu können, wie Arbeitgeber in ländlichen Regionen mit fortschrittlicher Unter- nehmensführung punkten können, um so ihren Fachkräftebedarf zu decken. Anderseits nehme ich mit, dass sogar Ihnen als attraktivem Arbeitgeber es zunehmend schwerer fällt, geeignete Fachkräfte zu finden. Wir als IHK Trier möchten weiterhin Aufklärungsarbeit leisten und aufzeigen, dass die duale Ausbildung den optimalen Grundstein für die Karriere legt. Welchen Weg man danach einschlagen möchte, bleibt völlig offen. Wichtig ist jedoch, dass man den Beruf an sich kennenlernt und das Werkzeug an die Hand bekommt, um den Berufsalltag meistern zu können. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Besetzung Ihrer Stellen! IHK Trier: Wie schaffen Sie es, die hoch qualifizierten Fachkräfte zu binden? Margit Gellner-May: Wir bieten attraktive Arbeitsbedingungen an. Für uns heißt das flexible Arbeitszeit­ modelle, angemessene Bezahlung und eine Kommunikation auf Augenhöhe. Es ist uns wichtig, dass alle Mitarbeiter gleich behandelt werden, wir haben flache Hierarchien und jeder Mitarbeiter ist aufgerufen, seine Ideen vorzustellen und uns als Unternehmen somit weiter voranzubringen. So können sich die Mitarbeiter selbstverwirklichen und etwas bewegen. Gleichzeitig agieren wir so als sehr fortschrittlich denken- des Unternehmen. Jörg Lindemans: Ebenso ist es uns wichtig, dass die Mitarbeiter das Produkt kennen. Alle Mitarbeiter durchlaufen ein Trainee-Programm, in dem sie alle Abteilungen durchlaufen und so einen ganzheitlichen Blick auf das Unternehmen erhalten. IHK Trier: Hand aufs Herz: Wie sieht Ihr Traumkandidat für Ihre schwer zu besetzenden Stellen aus? Hat er einen Bachelor-Abschluss? Einen Master-Abschluss, hat er eine berufliche Ausbildung durchlaufen oder vielleicht eine Kombination aus beidem? Margit Gellner-May: Auch das kommt natürlich auf die Stelle an, aber generell kann man sagen, dass wir Hochschulabsolventen bevorzugen, wenn sie eine abgeschlossene Ausbil- dung durchlaufen haben. Wir suchen also entweder Fachkräfte oder aber Ingenieure, die dann aber bestenfalls auch eine Berufsausbildung mitbringen und somit schon praxisnah agiert haben. IHK Trier: Was sollte ein angehender Auszubildender für Sie mitbringen? Margit Gellner-May: Zunächst viel Motivation und Freude am Ausbil- dungsberuf. Das Weitere kommt auf den Beruf an. Wir schauen auf die technischen Faktoren wie Mathe- und Physikkenntnisse. Wichtig sind uns auch Ausdruck, Rechtschreibung und für diejenigen, die später Reisetätigkeit ausüben, auch Englisch-Kenntnisse. IHK Trier: Gehen wir einmal weg von den Ausbildungsstellen, hin zu den Stellenangeboten. Was sind bei Ihnen die „Dauerbrenner“? Jörg Lindemans: Unsere Dauerbrenner sind Mechatroniker und Elektrotech- niker. Hier erhalten wir leider weniger Bewerbungen als für die anderen Stellen. IHK Trier: Suchen Sie vermehrt Studienabsolventen oder beruflich Qualifizierte? Margit Gellner-May: Tatsächlich haben wir den größeren Bedarf bei den Fachkräften. Von Studienabsolventen bekommen wir mehr Bewerbungen, haben aber leider weniger Stellen zu besetzen. IHK Trier: Es ist also einfacher, Ingenieurstellen zu besetzen? Jörg Lindemans: Ja, die einzige Ausnahme bilden hier Ingenieure aus der Elektrotechnik. Auch diese sind offensichtlich rar gesät. © Christian Schwier - stock.adobe.com

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