Der Dorfwegweiser Verbandsgemeinde Wallmerod

36 Leben im Dorf – Leben mittendrin! Probleme im Ortskern sind oft hausgemacht Mit günstigem Bauland versuchen viele Kommunen (lei- der auch heute noch) neue Einwohner zu gewinnen. Der Erfolg ist fragwürdig, denn während die Neubaugebiete Feld, Wald und Wiese verdrängen, verwaisen in vielen Ort- schaften die Dorfkerne. Die Alten sterben und die jungen Menschen ziehen an den Ortsrand oder verlassen ganz die Dörfer. In der Folge brechen gewachsene soziale Struktu- ren in unseren Dörfern weg und die Attraktivität des Dorf- lebens geht verloren. Das hat dramatische Auswirkungen: Die Dorfkerne sterben weiter aus, die Bausubstanzen brö- ckeln und die Ortsmitte wird zunehmend unattraktiv für die Nachfolgegeneration. Der demografische Wandel gibt dem Leben in den Ortskernen dann den Rest. Diese Ent- wicklung zeigte sich auch in der ländlichen strukturierten Verbandsgemeinde Wallmerod im rheinland-pfälzischen Westerwaldkreis. Konsequentes Handeln ist gefordert Dieser Verödung der Dorfkerne wirkt die Verbandsge- meinde Wallmerod seit dem Jahre 2004 mit der Aktion „Leben im Dorf – Leben mittendrin“ entgegen. Zunächst einmal kam die Erkenntnis, dass es nicht so wei- tergehen konnte wie bisher. Umdenken und Umkehr war angesagt und die Zielsetzung schnell definiert: Bei der Baulandausweisung voll auf die Bremse und bei der Innenentwicklung voll aufs Gas. Das war der gemeinsame Nenner, auf den sich Verbandsgemeinde und Ortsgemeinden verständigen konnten. Die Räte aller 21 Ortsgemeinden tagten und beschlossen, die Förder­ aktion „Leben im Dorf – Leben mittendrin“ zu starten und die Aufgabe der Verbandsgemeinde zu übertragen. Vorausgegangen war eine Bestandsaufnahme der Grund- stücke und Wohngebäude in der gesamten Verbands- gemeinde. Die Problemfälle wurden erkannt, Lösungen wurden gesucht und durch einen Architektenwettbewerb gefunden. Für alte Bauernhäuser mit Scheunen, Häuser aus den 50er- und 60er-Jahren und kleine, sogenannte Arme-Leute-Häusern entstanden interessante und vor allem architektonisch ansprechende und bezahlbare Sanierungsvarianten. Im Ergebnis konnte der Nachweis geführt werden, dass Omas saniertes Häuschen im Orts- kern günstiger zu haben war als der Neubau auf der grünen Wiese. Mittlerweile zeigt sich dies auch an einer Vielzahl von umgesetzten Maßnahmen. Ein eigenes Förderprogramm gibt die richtigen Anstöße Mit eigenem Förderprogramm wurde und wird ein finanzi- eller Anreiz zum Bau oder Erwerb von Gebäuden innerhalb der Ortskerne in dafür eigens festgelegten Fördergebie- ten gesetzt. Dies bezieht sich auf Wohngebäude, (klein-) gewerblich genutzte Gebäude und öffentliche Gebäude, die vorrangig eigen genutzt, aber auch vermietet werden können. Dabei ist es gleich, ob es sich um den Erwerb und die Sanierung alter Bausubstanz , die Bebauung von Baulücken oder den Abriss alter Gebäude und Neubau an gleicher Stelle handelt. Die Förderung wird als Zuschuss von maximal 1.000 Euro p. a. auf die Dauer von 5 Jahren gewährt. Bei eigen genutzten Wohngebäuden verlängert sich der Förder- zeitraum um ein weiteres Jahr je Kind (bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres) auf max. 8 Jahre. Voraussetzung ist allerdings eine vorhabenbezogene Mindestinvestition „Das Wallmeroder Modell“ – Leben im Dorf – Leben mittendrin! Die Initiative der Verbandsgemeinde Wallmerod zur Wiederbelebung der Ortskerne

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