Seite 8 - 74831_50_11_15

Basic HTML-Version

6
GESCHICHTE DER STADT
1525 brannten die aufständischen Bauern die Meisterresidenz Horneck
nieder und vernichteten die Kanzlei. Der auf den alten Grundmauern
errichtete Nachfolgebau ist als wuchtiges Barockschloss bis heute
Wahrzeichen der Stadt.
Im November 1805 okkupierte Württemberg das Ordensterritorium
am Neckar. Dies hatte zur Folge, dass die bisherige Amtsstadt Gundels­
heim ihre zentralen Funktionen an den neuen Oberamtssitz Neckar-
sulm abgeben musste, auch die neue Grenzlage zum Großherzogtum
Baden brachte dem örtlichen Gewerbe schwerwiegende​wirtschaft-
liche Nachteile. Erst der Wegfall der innerdeutschen Zollgrenzen und
der Ausbau neuer Verkehrswege (Neckarschifffahrt, Bahnstation)
beendete die Stagnation. Es etablierten sich neben dem Weinbau
neue Erwerbs­quellen: Tabakanbau und Zigarrenmanufakturen sowie
der Kurbetrieb im Sanatorium Schloss Horneck unter Dr. Ludwig
Roemheld (gest. 1938). Nach dem 1. Weltkrieg kam eine aufblühende
Sauerkonservenindustrie hinzu, die zunächst das im Umland erzeugte
Gemüse verarbeitete. Gundelsheimer Gurken erlangten weltweit
Wertschätzung.
Heute bilden alteingesessenes Handwerk, mittelständische Gewerbe-
betriebe, Weinbau und spezialisierte Landwirtschaft zusammen mit
dem Tourismus das wirtschaftliche Rückgrat der Stadt. Nicht zuletzt
tragen die zahlreichen Auspendler in den Industrieraum Heilbronn, vor
allem zu AUDI nach Neckarsulm, zur Prosperität der Einwohner bei.
Schloss Horneck ist seit 1962 Sitz zentraler Kultureinrichtungen der
Siebenbürger Sachsen (Museum, Siebenbürgen Institut, Fachbibliothek)
und ist Seniorenheim in bester Lage.
BÖTTINGEN
Funde aus römischer Zeit bezeugen die frühe Besiedlung der Talaue
(villa rustica, Jupitergigantensäule, Votivsteine). Die Vorgängerin der
Kirche auf dem Michaelsberg wird 771 v. Chr. urkundlich erwähnt, sie
war in frühchristlicher Zeit eine der ältesten Kirchen des Neckar­
raumes. Seit dem 16. Jh. ist sie Filialkirche St. Nikolaus in Gundels-
heim. Der Friedhof auf dem Berg ist Begräbnisplatz für Böttingen und
Dornbach.
Die Dorfherrschaft übte bis November 1805 der Deutsche Orden aus,
Malefizsachen (Mord, Brandstiftung, Zauberei) kamen jedoch vor das
kurpfälzische Zentgericht Mosbach; seit 1688 war auch dafür das
Hochgericht der Stadt Gundelsheim zuständig.
In württembergischer Zeit war Böttingen Grenzort; nach der alten
Oberamtsbeschreibung lag hier am Ende der großen haftenförmigen
Biegung des Neckars bei 135 m der tiefste Punkt des Königreichs.​
Erlebnisführung in der Altstadt