An die Bedeutung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Lebens in den Kurorten des 19. Jahrhunderts erinnern im
Museum wertvolle Badegläser, Ansichtskarten, Hotelprospek-
te, Gästelisten und Badevorschriften jener Zeit. Gezeigt wer-
den auch alte Graphiken der Badeorte, in denen damals Gesel-
ligkeit, Amüsement und Abwechslung vom häuslichen Alltag
geboten wurde.
Im Mittelpunkt des
Oberrheinischen Bädermuseum
steht der
restaurierte Bottich, in den im November 1956 das erste Bel-
linger Thermalwasser floss und mit dem die Entwicklung vom
„Winzerdorf zum Heilbad“ begann.
Alte Fotografien, Ansichtskarten, Zeitungsausschnitte und Do-
kumente zeigen die wichtigsten Etappen der jungen Bellinger
Badegeschichte zum Heil- und Badeort BAD BELLINGEN. Das
um 1600 gebaute Staffelgiebelhaus beherbergt auf seinen fast
400 qm auch das
Heimatmuseum Bad Bellingen
.
In sechs Abteilungen werden Aspekte der vier Orte vorgestellt,
die seit 1975 die Gesamtgemeinde Bad Bellingen bilden. Die
Entwicklung der Dörfer – Bamlach, Bellingen, Hertingen und
Rheinweiler – verlief teilweise ähnlich, teilweise sehr unter-
schiedlich.
Das wird besonders im Kirchenraum deutlich, in dem ein
Grenzstein die Konfessionsgrenze markiert, die zwischen den
drei katholischen Dörfern und der evangelischen Gemeinde
Hertingen verlief.
In dem Raum „Krieg und Not“ wird an die vielen Kriege und
Zerstörungen erinnert, unter denen die Dörfer am Rhein, an
der Grenze zu Frankreich seit Jahrhunderten zu leiden hatten.
Die Ortsgeschichte wurde auch durch die Familien von Andlaw
und von Rotberg mitgeprägt, die seit dem 15. Jahrhundert in
den vier Dörfern unterschiedliche Rechte auf Zeit und Dauer
inne hatten.
Auf die ehemals große Bedeutung der hiesigen Rheinfischerei
weisen große Netze, Reusen, Fanghaken und eine Lachsfalle
hin. Viele Jahrhunderte bot die Fischerei eine wichtige Exis-
tenzgrundlage, aber die großen Baumaßnahmen im 19. und
20. Jahrhundert (Rheinregulierung, Rheinseitenkanal) führten
zu einer Versteppung der Rheinebene, veränderten die Land-
schaft und zerstörten wichtigen Lebensraum einer vielfältigen
Pflanzen- und Tierwelt. Heute gibt es in der Gemeinde Bad
Bellingen keinen Berufsfischer mehr.
Im alten Kellergewölbe des Museums ist die älteste bekannte
Rebordnung Deutschlands nachzulesen. Sie wurde um 1150
vom Benediktinerkloster Muri erlassen und regelte die Bewirt-
schaftung der klösterlichen Reben in „bellikon“.
Eine besondere Attraktion ist die Schmiede Berger aus Hertin-
gen, die mit ihren mehr als 500 Einzelteilen im Museum origi-
nalgetreu und funktionsfähig wieder aufgebaut wurde. Wenn
dort an manchen Tagen durch einen Hufschmied die Esse an-
geheizt wird und den bereitstehenden Pferden neue Eisen auf-
gebrannt und angenagelt werden, kann der Besucher Ge-
schichte zum Anfassen – ein lebendiges Museum – erleben.
Ein Besuch lohnt sich immer!
Öffnungszeiten:
Sonntag und Mittwoch von 14:00 bis 17:00 Uhr
und nach telefonischer Vereinbarung.
Führungen
sind auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich.
Dr. Christhart Heering
Museumsleiter
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Oberrheinisches Bäder- und Heimatmuseum Bad Bellingen