Seite 8 - 77866_50_09_14

Basic HTML-Version

6 Geschichte der Stadtteile in Kürze
GESCHICHTE DER STADTTEILE IN KÜRZE
FREISTETT
2.131,69 ha, 132 m + NN, 3.914 Einwohner, Kerngemeinde der
Stadt Rheinau und Sitz der Stadtverwaltung. Erschlossenes Indus-
triegebiet mit Reserveflächen ist vorhanden. Mit der Realschule,
Hallenbad, Großturnhalle und dem Friedrich-Stephan-Stadion
ist ein attraktives Jugend- und Sportzentrum entwickelt worden.
Im Jahr 1995 wurde die neu erbaute Stadthalle sowie im Jahre
1997 der Anbau der Realschule Freistett und die Stadtbibliothek
Rheinau eingeweiht.
Urkundlich erste Erwähnung unter dem Namen „Fregistatt“ am
4. März 828. Im Jahre 1928, also genau 1.100 Jahre später, wurde
bei der Abtragung des so genannten Kirchelberges in Nieder-
freistett ein Gräberfeld gefunden, das auf den vorchristlichen
Ursprung hindeutete. Die früher getrennten Ortsteile Ober- und
Niederfreistett wurden im Jahre 1507 endgültig vereinigt. Unsäg-
liches Leid und Elend brachte der 30-jährige Krieg (1618 – 1648),
Hungersnöte, Pest und die Grausamkeiten des Kriegsgeschehens
dezimierte die Bevölkerung von 1.000 Einwohnern auf weniger
als 400 Einwohner.
Nicht viel besser erging es der Bevölkerung während der Raub-
züge Ludwigs des XIV. (1672 –1679), des Pfälzischen Erbfolge-
krieges (1688 – 1697) und des Spanischen Erbfolgekrieges (1701
– 1714). Pfarrer Alfred Leitz, dem das im Jahr 1622 begonnene
Kirchenbuch zur Verfügung stand, berichtet in seiner Chronik von
1890, dass die Bevölkerung wie im Dreißigjährigen Krieg oftmals
auf die Rheininseln flüchten musste.
1705 wurde die Kirche geplündert, der Altar, die ganze Einrich-
tung zerstört, der Friedhof verwüstet und der Pfarrer misshandelt.
Nach diesem Krieg folgte eine Friedensperiode von 60 Jahren. In
dieser Zeit wurden die heute noch vorhandenen Fachwerkhäuser
in Ober- und Niederfreistett gebaut.
Ein neuer Besiedlungsabschnitt wurde im Jahr 1739 von dem
Straßburger Bankier Georg Daniel Kückh eingeleitet. Er erwarb
1730 in Freistett Grundbesitz und gründete 1739 eine Handels-
gesellschaft. Das „Kompagniehaus“ wurde an der Stelle des
heutigen Rathauses errichtet, das alte Rathaus war der heutige
„Anker“. Kückh hatte die Absicht, in Freistett einen großen
Handelsplatz zu schaffen und durch den Bau eines Floßkanals eine
Verbindung zwischen Rhein und Schwarzwald herzustellen.
Nachdem bereits viel Geld und Arbeit in den Kanalbau investiert
war, scheiterte das Projekt am Widerstand der Schwarzwald­
gemeinden. Ein Teil der heutigen Schnellstraße Freistett-Achern
verläuft über dem früheren Kanalbett. Die Stadtgründung jedoch
gedieh. Ein Vertrag mit dem Landesherrn Ludwig VIII. von Hessen
und der Gemeinde Freistett sicherten eine eigene Gemarkungs­