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verkaufte als Gubernator der verschuldeten Abtei
Reichenau 1298 mit einigen anderen Orten auch
die Vogtei über Radolfzell an das Haus Habsburg.
Radolfzell blieb nun, abgesehen von einer kurzen
Periode der Reichsunmittelbarkeit zwischen 1415
und 1455, bis Ende 1805 unter österreichischer
Herrschaft. In die reichsstädtische Zeit fällt der
Bau des ersten Rathauses und die Grundstein-
legung des heutigen Münsters. 1421 brachte die
Bürgerschaft die aus dem ehemaligen Reichenauer
Kelhof entstandene Burg und das Ammannamt
pfandweise, 1538 endgültig in ihren Besitz. Auch
nach dem Ende der Reichsfreiheit erwarben die
Bürger zu den bisherigen Vorrechten neue Privi
legien, insbesondere die Vogtei und die damit ver-
bundene hohe Gerichtsbarkeit über die Stadt und
eine Reihe von Dörfern der Umgebung (1462). 1506
gab König Maximilian I. der Stadt Radolfzell als
zweiter im Reich eine eigene Halsgerichtsordnung.
Im Bauernkrieg (1524/25) war Radolfzell wichtiger
Verhandlungsort, Zufluchtsstätte für den hegau-
ischen Adel und unüberwindliches Widerstands-
zentrum gegen die Aufständischen. Die Stadt hielt
einer zehnwöchigen Belagerung stand und wurde
durch ein Entsatzheer des Schwäbischen Bundes
befreit.
Deutschlands schönstes Wartezimmer –
der Radolfzeller Stadtgarten
Geschichte und Geschichten aus Radolfzell
History of Radolfzell
Der Kappedeschle-Brunnen
in der Poststraße
Einzelne Funde von Steinwerkzeugen am Seeufer
und auf der Halbinsel Mettnau deuten auf Wohn-
plätze der Mittleren Steinzeit. Spätestens im
6. Jahrhundert nach Christus dürfte an der soge-
nannten „Seehalde“ eine alemannische Nieder-
lassung entstanden sein.
U
m 826 gestattete der Reichenauer Abt Erlebald
dem aus alemannischem Geschlecht stam-
menden Veroneser Bischof Radolf, am Ufer des
Untersees auf altbesiedeltem und seit dem 8. Jahr-
hundert dem Inselkloster gehörenden Boden eine
Kirche und Klerikerwohnstätte zu erbauen. In die-
ser nach ihm benannten „Cella Ratoldi“ verbrach-
te ihr Gründer nach dem Verzicht auf das Bistum
Verona (840) seinen Lebensabend (†847). Neben
der „Radolfs-Zelle“ und einem reichenauischen
Herrenhof entstand, begünstigt durch die Wallfahr-
ten zu den Radolfzeller „Hausherren“ (Stadtpatro-
nen) und durch die Marktrechtsverleihung im Jahr
1100, ein wichtiger Handelsplatz.
1267 wurden dem zu wirtschaftlicher Blüte gelang-
ten und wohlbefestigten Marktflecken von Abt Alb-
recht von Ramstein städtische Freiheiten verliehen.
Der Konstanzer Bischof Heinrich von Klingenberg
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