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Waiblinger Ortschaften – jede ist einzigartig

Hohenacker

Über die Entstehung der Ortschaft Hohenacker lassen sich nur

Vermutungen anstellen. Der Name taucht erstmals im Jahr 1350

n. Chr. in einem Lagerbuch der Besitzungen des württembergischen

Grafen Eberhard des Greiners auf. Der Kern des Dorfes entstand

vermutlich jedoch zur Frankenzeit, in der viel Wald gerodet und

Ackerland gewonnen wurde. Für den Namen ausschlaggebend war

die hohe Lage des Dorfes nördlich von Waiblingen in der flachen

Mulde am Rande der lössbedeckten Winnender Ebene über dem

engen Remstal. Noch im 17. Jahrhundert war Hohenacker nicht viel

mehr als eine Ansammlung von ein paar Dutzend Fachwerkhäusern.

Die Erhartskirche ragte weit über die anderen Gebäude im Flecken

hinaus. 1834 waren laut einer Liste im Rathaus Hohenacker 515

Menschen gemeldet. Im Jahr 1911 wurde das Dorf an das Strom-

netz angeschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich der Ort

von einem Bauern- und Weinbaudorf zu einer Arbeitergemeinde

entwickelt. Dieser Strukturwandel zeigte sich in einem starken

Anwachsen der Bevölkerung von 913 Einwohner im Jahr 1950 über

1.338 Bewohner 1960 und 3.536 Einwohner 1970 auf heute rund

5.200 Einwohner. Die Entwicklung forderte neben den Siedlungs-

maßnahmen in den letzten Jahrzehnten zahlreiche neue öffentliche

Einrichtungen wie Kindergärten, Schule, Gemeindehalle, Sport- und

Freizeitanlagen sowie ein Bürgerhaus. Von der 1970 abgebrochenen

Zehntscheuer kündet an der Karl-Ziegler-Straße ein Torbogen mit

der Aufschrift 1564. Am 1. Januar 1975 wurde Hohenacker in die

Stadt Waiblingen eingegliedert. Die eingeführte Ortschaftsverfassung

erhält die gewachsene Eigenart und fördert das örtliche Eigenleben.

Mit dem Bau des Dienstleistungszentrums ist eine „Neue Mitte“

entstanden. Ein zentraler Gedanke des Stadtentwicklungsplans, einen

Lebensmittelmarkt und eine Pflegeeinrichtung anzusiedeln, ist damit

erfüllt worden. Mit dem Bau eines zweiten Bauabschnitts ist auch der

Wunsch nach Betreuten Wohnungen und einem Begegnungsraum

für die Bürgerschaft in Erfüllung gegangen. In Hohenacker ist die

Heilkundlerin Helena Rücker gestorben, die vor mehr als 400 Jahren

Stuttgarts erste Hofapothekerin war. Aus der Ortschaft stammt

außerdem Ottmar Mergenthaler, der Erfinder der Linotype-Setz-

maschine, zu besichtigen im Deutschen Museum. Die Ortschaft ist

heute eine ausgedehnte Wohngemeinde in einer reizvollen Er­

holungslandschaft. Besonders zum Wandern lädt Hohenacker ein.

Das Flusstal der Rems ist auf der Markung Hohenacker noch nicht

korrigiert und es verläuft keine Straße, dafür der „Remstal-Radweg”

im Talgrund, wo auch die Vogelmühle mit ihrem separaten Keller-

häuschen am Hang liegt.

Leiter der Ortschaftsverwaltung und Vorsitzender des

Ortschaftsrats ist Ortsvorsteher Fatih Ozan.

Ortschaftsrathaus, Karl-Ziegler-Straße 17

71336 Waiblingen-Hohenacker

Telefon: 98703-790

Fax:

98703-780

E-Mail:

rathaus-hohenacker@waiblingen.de

Neustadt

Wer sich von der Rems herauf Neustadt nähert, dem fällt zuerst die fel-

sige Spornlage des alten Neustadt auf. Zum Ende des 13. Jahrhunderts

stand dort eine Reichsburg. Unmittelbar dahinter aber ließ Graf

Eberhard I. von Württemberg eigenmächtig ein ummauertes Städtchen

erbauen, das ihm Herzog Albrecht von Österreich mit der ersten ur-

kundlichen Erwähnung Neustadts vom 7. Mai 1298 erst verspricht und

dann, inzwischen zum König gewählt, am 19. November desselben

Jahres als das „staetel Neuwe Waibelingen“ zu Eigen überlässt. Zur sel-

ben Zeit entstand im Stil der Spätromanik eine Liebfrauenkirche, deren

Turmstock mit dem ausgemalten Chor erhalten ist. Die Burg auf dem

Felssporn dagegen – ansehnliche Mauerreste sind noch vorhanden –

verfiel bald. Einen ersten wirtschaftlichen Aufschwung erlebt Neustadt

ab Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Weinberge werden nach und nach

wieder hergerichtet. Gleichzeitig werden auf Empfehlung des Fürstlich

Hohenlohe-Waldenburgischen Pfarrers Johann Friderich Mayer Gips­

einlagerungen im Keuper des Söhrenbergs abgebaut und in zahlrei-

chen bäuerlichen Gipsmühlen zu Düngegips vermahlen und vertrieben.

Eine einzigartige Episode Neustadts ist die des Bad Neustädtle. Im Jahr

1682 wurde im Talgrund der Rems eine Quelle entdeckt, deren Wasser

schwefelige Bestandteile enthält. Sie wird in einem Brunnen gefasst,

aber erst im Jahre 1816 als Heilwasser im Badbetrieb genutzt. Diesen

unterhält ein umtriebiger Badwirt für wohlhabende, Heilung suchende

Gäste. Der Waiblinger Oberamtsrichter und Lyriker Karl Mayer versam-

melt in demselben Bad Neustädtle und seinem idyllischen Park die

schwäbischen Dichter Uhland, Kerner, Gustav Schwab und Mörike, aber

auch Nikolaus Lenau, den Philosophen David Friedrich Strauß und

Graf Alexander von Württemberg zum „Schwäbischen Dichterkreis“.

Wenn die Hohenackermer ihren Osterbrunnen geschmückt haben,

wird das gefeiert.

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