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Die salische Herrschaft

Klarheit herrscht dagegen über die herausragende Rolle Waiblingens

unter den Saliern, den Heinrichen von Waiblingen. Es steht außer

Zweifel, dass Waiblingen ein Zentrum salischer Herrschaft gewesen

ist. Auch hier konnte Joachim Peterke ein zwar seit langem

gedrucktes, aber unbeachtet gebliebenes Quellenzeugnis (s. S. 44)

beibringen, dass Kaiser Konrad II. in Waiblingen geboren wurde

und dass es sich bei Waiblingen um alten salischen Besitz handeln

muss, der schon um 990 in salischer Hand war, wenn auch dessen

Herkunft noch genauer geklärt werden muss.

Die Staufer

Durch die Staufer, die sich durch die Heirat des ersten schwäbischen

Herzogs Friedrich mit der salischen Kaisertochter Agnes selbst als

Nachfahren der Salier fühlten, gelangten große Teile des salischen

Besitzes in staufische Hand, so dass das Remstal zu einem Schwer-

punkt des staufischen Herrschafts-Aufbaus wurde. Neuere For-

schungen der Mediävisten haben deutlich gemacht, dass das mittel-

alterliche Familienverständnis in dieser Epoche noch ein wesentlich

anderes war als zu unserer Zeit. Der mittelalterliche Adel dachte

kognatisch, das heißt, dass die weibliche Verwandtschaft eine

ebensolche Bedeutung wie die männliche hatte. Die Abstammung

über die Kaisertochter Agnes von den Saliern machte die Staufer

selbst zu Saliern, so dass es sich im Grunde nicht um einen von

der früheren Forschung postulierten Herrschaftswechsel, sondern

um eine Fortsetzung der Herrschaft im gleichen Familienverband

handelte. Das Remstal wird also zum Mittelpunkt staufischer Herr-

schaft in Schwaben. Von hier aus dehnt sich ihr Einfluss im ganzen

schwäbischen Bereich aus. Karl Weller und nach ihm Hansmartin

Decker-Hauff haben versucht, diesen Weg der Württemberger von

mindermächtigen Adeligen hin zur ersten Macht im Raum zwischen

Rems und Neckar zu beschreiben. Der Aufstieg der Württemberger

war verbunden mit dem Niedergang der Staufer, die Entstehung

württembergischer Städte wird von Decker-Hauff verknüpft mit

einem Bruch in der gezielten staufischen Städtegründungs-Politik.

Den Staufern unterstellte man, in weltpolitischen Zusammenhängen

gedacht zu haben, als sie ihre Städte gründeten. Anstelle einer

großräumigen Städtepolitik sei ein Splitterwerk von Stadtgründungen

entstanden, die kaum mehr ein paar Täler, selten mehr als ein oder

zwei Gaue sicherten oder durchgestalten konnten. Enge sei an

die Stelle der Weiträumigkeit gestanden, Städte waren nicht mehr

Sammelpunkte des Handels und Knoten weitreichenden Verkehrs,

sondern dienten zu allererst der Sicherung gegen die nächst an-

wohnenden kleinen Gewalten – so Hansmartin Decker-Hauff. Man

wird heute vorsichtiger sein in der Herausarbeitung solcher strate-

gischer Gedanken bei der Anlage von Städten. Tatsache ist, dass

Könige und Bischöfe, die zunächst Städte gründen durften, sich

im 12. und frühen 13. Jahrhundert noch die besten Plätze sichern

konnten. Für die späteren Gründungen, die in der Zahl weit größer

waren, blieben nur sekundäre und tertiäre Verkehrslagen übrig.

Allerdings ist die Städteleere im Remstal bis Schwäbisch Gmünd

zur Zeit der staufischen Städtegründungen erstaunlich. Einzig die

württembergischen Grafen Ulrich und Hartmann von Württemberg

hätten zeitweise die Möglichkeit gehabt, auf den Resten stau­

fischer Macht noch einmal so etwas wie ein großes Herrschafts­

gebiet von fast herzoglichem Ausmaß aufzubauen. Planvoll hätten

die württembergischen Grafen aus altererbtem und aus hinzuer­

worbenem staufischem Besitz durch Straßen, Brücken, Burgen und

Städte eine „Herrschaft“ errichtet, ohne dass man heute noch in der

Lage wäre, zu unterscheiden, was altwürttembergischer Besitz, was

Kernstadt mit angrenzender grünen Erleninsel. Im Hintergrund die Galerie Stihl Waiblingen und die Kunstschule an der Rems.

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