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Limburg, Tübingen, Staufen und anderen, zu den frühen, vom gräf­

lichen und grafengleichen Adel erbauten Sitzen. Ihre Errichtung gibt

den hochadeligen Rang des Erbauers zu erkennen sowie seine Absicht,

seiner Herrschafts-Position und seiner Familie einen stabilisierenden

und formenden Mittelpunkt zu geben.

Dieter Mertens konnte zeigen, dass Konrad von Württemberg bzw.

Konrad von Beutelsbach nicht einem fiktiven Geschlecht der Edel­

freien von Beutelsbach angehört, das es gar nicht gegeben hat, son-

dern dass er in den Umkreis der Verwandten des Herzogs Konrad von

Kärnten und der Mathilde von Schwaben gehört und damit ein Nach-

fahr des „Wormser“ Herzogs Otto sei, der wiederum der gemeinsame

Vorfahre sowohl der salischen Könige als auch ihrer nichtköniglichen

Verwandten von der „Wormser Linie“ war. Dies erklärt, warum Konrad

von Württemberg als Herr von Beutelsbach auftreten konnte, das

zwischen Waiblingen und Winterbach lag, also mitten im wichtigen

königlich-salischen Güterkomplex im Remstal. Dies erklärt auch die

beobachtete Besitz-Nachbarschaft und die vermutete Verwandtschaft

Konrads mit den Calwern. Gottfried von Calw konnte sich ebenso

auf Mathilde von Schwaben zurückführen wie Konrad von Beutels-

bach/Württemberg und seine Geschwister.

Die Württemberger

Die Entwicklung der Württemberger zu einer politischen Macht

war nicht geradlinig und offensichtlich von Rückschlägen geprägt.

Zwischen 1150 und 1180 ist kein Herr von Württemberg mit dem

Grafentitel bezeugt. Erst 1181 ist Ludwig von Württemberg wieder in

der engsten Umgebung Barbarossas zu finden und Spitzenzeuge in

seiner Urkunde für die Propstei Denkendorf. Barbarossa hat damals

den mittleren Neckarraum vom Reich her neu organisiert. Es ist

durchaus wahrscheinlich, dass Ludwig von Württemberg damals mit

Grafenrechten und zugehörigen Reichsgut und Kirchen-Vogteien aus-

gestattet wurde. In dieser Neuordnung Barbarossas von 1181 dürften

die Wurzeln der späteren „Grafschaft Württemberg“ liegen, wie sie von

Graf Ulrich von Württemberg 70 Jahre, später am Ende der Staufer-

zeit, als Herrschaftsgebiet beansprucht wurde. Erst 1361 ist dafür aber

der Name „Grafschaft Württemberg“ belegt.

Die Württemberger verdankten ihren Aufstieg zu Ende des 12. Jahr-

hunderts also nicht der Gegnerschaft zu den Staufern, sondern der

Einbindung in deren Herrschaftssystem. Die endgültige Etablierung

der Herren von Württemberg als ein erbliches Grafengeschlecht ging

jedoch einher mit einer völlig anderen herrschaftlichen Orientierung.

Sie zeigt die Grafen von Württemberg ausgerichtet auf das östliche

und das obere Schwaben. Sie traten auf in enger Verbindung mit den

Grafen von Kirchberg. Den Württembergern war es anscheinend nicht

möglich, ihre Position im mittleren Neckarraum territorial-politisch

auszubauen, solange die Staufer unangefochten herrschten und die

konkurrierenden Grafengeschlechter sich wechselseitig blockierten.

Erst die Folgen der Doppelwahl des Jahres 1198, in dem Philipp, der

Bruder des verstorbenen Kaisers Heinrich VI. und Herzog von Schwa-

ben, wie auch der Welfe Otto IV. zu Königen erhoben wurden, ermög-

lichten es den Grafen von Württemberg, ihre Machtbasis am mittleren

Neckar und an der Rems auszuweiten. Beide, Philipp und Otto, waren

damit gezwungen, sich viele Anhänger zu sichern, deren Ergebenheit

durch die Übertragung von Rechtstiteln und Gütern gesichert werden

musste. In dieser Zeit dürften die Grafen Hartmann von Württemberg

(1194 – 1239) und sein jüngerer Bruder Ludwig (1194 –1226) zu

ersten Gewinnen an Rems und mittlerem Neckar gekommen sein.

Die Folgen sind im Landesausbau des frühen 13. Jahrhunderts deut-

lich zu erkennen. Als der Stauferkaiser Friedrich II. zur Intensivierung

seiner Herrschaft in großer Zahl Städte an verkehrsgeographisch und

strategisch günstig gelegenen Stellen gründete, blieben die Plätze an

der unteren Rems, die in solcher Hinsicht wichtig und auch für das

Selbstverständnis der Staufer bedeutend waren, ausgespart. Die Rechte

über sie waren offensichtlich nicht mehr in seiner Hand, sondern sie

waren schon vorher unter Philipp oder unter Otto IV. an die Grafen

Hartmann und Ludwig von Württemberg gelangt.

Trotzdem belegen die Heiratsverbindungen der Württemberger in

dieser Zeit, dass sie ihre Zukunft noch nicht an Rems und Neckar,

sondern weiterhin im Raum beiderseits der Donau und Iller, in

Oberschwaben, dem Allgäu und dem Oberinntal sahen. Und nun

aber ist es in der Tat so: Ohne den Parteienwechsel der Württem-

berger und die staufische Katastrophe des Jahres 1246 hätten

sich die Württemberger zu einem oberschwäbisch-allgäuischen

Adelsgeschlecht entwickelt. Nur das staufische Machtvakuum

von 1246 erlaubte die plötzliche Vehemenz, mit der nunmehr

zwischen mittlerer Alb und mittlerem Neckar an den Aufbau einer

württembergischen Territorial-Herrschaft um die namensgebende

Burg gegangen werden konnte. Die erste Hälfte des 13. Jahrhun-

derts war bestimmt von einem Gegensatz zwischen den Staufern

als Herzögen von Schwaben und dem gräflichen Adel Schwabens.

Dieser fühlte sich durch die verdichtete staufische Territorial-Politik und deren Nutznießer, die staufische Ministerialität,

bedroht und suchte dem durch ein Geflecht von Verwandtenehen

als territorial nützlicher Beziehung zu begegnen. Es setzte an die

Stelle wechselseitiger Konkurrenz zunehmende Kooperation, um

so dem verstärkten Druck der staufischen Territorial-Politik ent­

gegentreten zu können.

In dieser Periode starben einige der wichtigsten gräflichen

Familien aus, wobei Kaiser Friedrich II. durch Einziehung des

Erbes die Gewichte zugunsten der Staufer und zu ungunsten

des Adels verschieben konnte. Zwischen 1212 und 1218 kam so

das Erbe der Ronsberger und der Lauffener Grafen zu Teilen an

ihn. Nach dem Aussterben der Zähringer griff er zu Lasten der

Uracher massiv in den Erbgang ein. Ebenso nutzte er das Ende

der süddeutschen Welfen. Am Ende waren die Staufer mächtiger,

die schwäbischen Grafen bedrohter und verstimmt. Als dann noch

Kaiser Friedrich 1243 in Erwartung des erbenlosen Tods Ulrichs

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